Das
haben Sie bestimmt schon oft gesehen: Sie folgen einer Verknüp-
fung (engl. "link") und landen auf einer Begrüßungsseite.
Die Leute, die diese Seite gestaltet haben, werden dafür
wahrscheinlich bezahlt und man sollte erwarten, daß sie
ein Interesse daran haben, Ihnen diese Seite schmackhaft zu machen
und eine möglichst große Leserschaft zu haben.
Und das erste, was auf dem Bildschirm auftaucht,
ist der Text "Diese Seite ist optimiert für Netscape
Navigator und einer Auflösung von 800 x 600" - in großen
hellgelben Buchstaben auf einem weißen Hinter- grund. Sie
können es kaum lesen und weil Sie das Laden von Grafiken
in Ihrem Browser vielleicht abgeschaltet haben, müssen Sie
das feh- lende Bild auch noch nachträglich laden, um diesen
Text zu sehen.
Wenn Ihnen das zum ersten Mal passiert, werden
Sie vielleicht den- ken: "Es muß schon einen Grund
haben, wieso Netscape Navigator und 800 x 600 das Beste für
diese Seite ist". Und Sie stellen vielleicht Ihr Browser-Fenster
auf die passende Größe ein. Normalerweise - falls Sie
auch nur ein wenig von HTML verstehen - werden Sie es beim zweiten
Mal nicht mehr glauben.
Hier sind einige Gründe, warum man eine
Webseite nicht für bestimm- te Browser-Einstellungen entwerfen
sollte und sich darauf verläßt, daß die Besucher
sich danach richten. |
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Warum es eine schlechte Idee ist |
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Es gibt beim Marketing
den Satz (vor allen Dingen in Deutschland): "Noch nie hat
jemand eine Diskussion mit einem Kunden gewonnen". Besucher
Ihrer Webseite sind Ihre Kunden, und wenn Sie ihnen erzählen,
ihre Konfiguration sei falsch, fangen Sie an zu diskutieren.
Im Grunde sagen Sie den Leuten "Sie benutzen
das falsche System". Das ist schon mehr als unhöflich.
Und es gipfelt in einer Form von Nötigung. Sie nötigen
Ihren Besucher, ein von ihnen für optimal befundenes System
zu benutzen.
Die Leute haben meistens gute Gründe für
ihr System. Wenn Sie die neueste Netscape-Version voraussetzen,
sagen Sie NextStep-Anwendern, dass sie woanders hingehen sollen.
Wenn Sie verschie- dene Erweiterungen (engl. "plug-ins")
fordern, sagen Sie Leuten, die nicht Microsoft Windows benutzen,
sie sollen verschwinden. Wenn Sie viele Grafiken ohne Alternativ-Text
(sog. "alt-tags") benutzen, ist Ihre Seite für
Leute mit langsamen Modems eine Zumutung. Können Sie sich
vorstellen, was Ihr Chef sagen wird, wenn er erfährt, dass
Sie unhöflich zu Kunden sind? Meistens ist der Webseiten-Eigentümer
der Auftraggeber oder Chef des Webdesginers. Und Besucher sind
Kunden des Eigentümers und nicht des Webdesigners. Aus diesem
Grund gibt es eigentlich keinen Grund, wieso der Webdesigner sich
um die Kun- den kümmern sollte. Er diskutiert mit den Kunden
anderer. Für die Kunden sieht es aber so aus, als wenn der
Eigentümer mit Ihnen diskutiert. Und - wie Kunden so sind
- werden sie entsprechend reagieren. |
In den meisten
Fällen ist eine Fehlermeldung überhaupt nicht not- wendig.
Es sieht so aus, als wenn sogenannte "Webdesigner" glauben,
daß sie nicht im Trend liegen, wenn sie nicht die allerneuesten
Erwei- terungen benutzen. Und um zu zeigen, wie toll sie sind,
platzieren sie diese Warnung auf die erste Seite. Manche packen
die Warnung sogar auf jede einzelne Seite. Auf den meisten dieser
Seiten ist nichts zu sehen, für das man einen bestimmten
Browser benötigen würde. Einige können sogar mit
"Lynx" (einem Textbrowser) betrachtet werden, falls
der Webdesigner nicht zu faul gewesen ist, die Bilder mit Alternativ-Texten
zu versehen. Um es einmal klar auszudrücken: Wenn Sie schreiben
"Diese Seite ist optimiert für XYZ", bedeutet das
nicht "Ich bin auf dem aktuellen Stand der Technik"
- es sagt vielmehr "Ich bin entweder zu faul oder zu inkompetent
um eine ordentliche Seite zu erstellen, aber ich glaube es sieht
toll aus wenn alle meine Einstellungen übernehmen".
Ich habe viele Webseiten gesehen, Sie wahrscheinlich auch. Und
ich habe noch keine Seite gesehen, bei denen diese Meldung Sinn
gemacht hätte. Es gibt Seiten, die sagen "Wenn Sie die
Klänge hören (oder die Videos sehen) möchten, brauchen
Sie die Erweiterung XYZ", was u.U. Sinn macht. Aber Seiten
die einfach nur so die Formulierung "Sie brauchen" verwenden,
sind entweder den Besuch nicht wert oder könnten ganz einfach
verändert werden, so dass sie mit jedem Browser funktionieren.
Und wenn eine Seite tatsächlich mit nur
einem Browser betrachtet werden kann: das einzige was Sie damit
erreichen, ist die Leute von Ihrer Seite fernzuhalten. Das ist
nicht Ihre Absicht, oder? Falls doch, löschen Sie doch einfach
Ihre Seite. Normalerweise werden sich die Leute keine extra Software
installieren nur um Ihre Seite sehen zu können. Wenn ich
Ihre Seite besuche, werde ich nicht einmal meine Schriftgröße
ändern. Sie werden vielleicht sagen, dass die anderen Leute
darüber anders denken, aber Sie haben keinen Beweis dafür,
und, was viel wichtiger ist: Sie diskutieren schon wieder mit
einem potentiellen Kunden!
Und noch etwas: Wenn Ihre Seite nicht mit Text-Browsern
betrachtet werden kann, bedeutet das, dass blinde Menschen sie
nicht lesen können. Es gibt natürlich Seiten und Informationen,
die sind einfach für reine Text-Browser ungeeignet - ein
Stadtplan zum Beispiel. Aber ich wette, dass das bei Ihrer Seite
nicht der Fall ist. |
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Eine reale Browser-Konfiguration |
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Wenn Sie Ihre
Seite für einen bestimmten Browser "optimieren",
bedeutet das, daß sie für einen bestimmten Browser
mit einer bestimmten Einstellung "optimiert" ist. Damit
Sie einmal eine Vorstellung davon bekommen, wie unterschiedlich
und mit welchen Einstellungen Benutzer arbeiten, beschreibe ich
einige meiner Browser-Konfigurationen.
Die Konfiguration, die viele sogenannte "Webdesigner"
meinen, ist: Neueste Version von Netscape Navigator, 800x600 Auflösung
mit TrueColor (16 Mio. Farben) unter Windows, mit Shockwave, True-
Audio, Video for Windows und Quicktime VR, Schriftgröße
12 pt für Times New Roman und 10 pt für Courier, Bilder
laden eingeschaltet, Cookies akzeptieren und eine T1-Standleitung
(1,5 MBit/s).
Meine erste Konfiguration ist: Netscape 2.02
mit Windows 3.1, 256 Farben bei 800x600 Auflösung mit einem
Browserfenster von 400x600 das nur den halben Bildschirm ausfüllt.
Bilder laden ist deaktiviert und meistens werden die Vorder- und
Hintergrundfarben von meinen eigenen Einstellungen überschrieben
(schwarz auf grau mit blauen Verknüpfungen). Java und JavaScript
sind deaktiviert, da sie mit diesem Browser nicht sicher sind.
Die Schriftgröße ist 16 pt für beide Schriften,
die unproportionale Courier und die proportionale Times New Roman.
Der Browser akzeptiert Cookies. Es sind keine Plug-Ins installiert
und ich werde auch keine installieren. Der Computer ist über
ein lokales Netzwerk mit dem Internet verbunden, welches wiederum
über einen Laser mit einem Rechner verbunden ist, der die
eigentliche Verbindung zum Internet hat. Wegen des Lasers hängt
die verfügbare Geschwindigkeit vom Wetter ab: Bei Nebel oder
einem Vogel, der an der falschen Stelle sitzt, ist manchmal überhaupt
keine Verbindung möglich. (naja, E-Mail geht meistens noch...)
Meine zweite Konfiguration ist: Lynx 2.4.2 auf
einem AIX rs/6000 System, verbunden über eine VT220 Emulation,
Schwarzer Text auf weißem Hintergrund, VI-Tasten eingeschaltet.
Meine dritte Konfiguration ist: Netscape 3.0
auf einem Solaris-System, verbunden über ein X-Terminal mit
ziemlich wenig Speicher (wenn es zu bunt wird, muß ich neu
starten), Java ist eingeschaltet, JavaScript aus. Ich weiß
die Auflösung nicht und das Browser-Fenster nimmt die rechte
Hälfte des Bildschirms ein. Die Schriftgröße ist
18 pt, Bilder laden ist normalerweise eingeschaltet.
Meine Browser-Software installiere ich nicht
selbst auf diesen Systemen, deshalb kann ich mir auch nicht "den
geeigneten Browser" einfach herunterladen. Es gibt Seiten,
wo ich die Bilder lade und die Farbeinstel- lungen akzeptiere,
aber ich habe auch Seiten gesehen, wo ich das besser nicht mache. |
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Situationen, die Ihre Optimierung
scheitern lassen |
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Schriftgröße
So wie ich, stellen auch viele andere Leute eine
Schriftgröße ein, die sie für sich als geeignet
empfinden. Normalerweise sind die Standard-Schrift- größen
zu klein. Deshalb zu sagen, eine Seite ist "optimiert für
800x600" ist vollkommen sinnlos, falls die Seite vorwiegend
aus Text besteht oder das Laden der Bilder deaktiviert ist. Die
Leute stellen Ihre Schriftgröße entweder so ein, daß
sie für ein Fenster in voller Bild- schirmgröße
paßt, oder auch für Ihre normale Fenstergröße,
die bei mir eben 400x600 ist. Ihre Seite kann mit verschiedenen
Schrift- und Fenstergrößen vollkommen anders aussehen.
Ihre Information könnte sogar unlesbar werden. Die individuelle
Schriftgröße kann besonders bei Rahmen (engl. "Frames")
und Tabellen zu Problemen führen. Enthalten diese Text, ist
er vielleicht nicht lesbar. Es gibt Webseiten, die Frames mit
absoluten Größen haben, nicht scrollbar sind und Text
enthalten. Wenn nun meine Schriftgröße über der
erwarteten liegt, ist der Text nicht komplett. Jeder Frame, der
Text enthält, sollte scrollbar sein. Aber auch dann können
lange Worte zu Problemen führen.
Abgeschaltete Bilder
Das Laden von Bildern benötigt Zeit. Die
meisten Bilder im WWW sind diese Zeit nicht wert. Deshalb deaktivieren
viele Anwender das Laden von Bildern. (Wenn sie unbedingt warten
wollen, gehen sie zur Bushaltestelle und nicht zu Ihrer Webseite.
Denn das Warten auf den Bus kostet sie keine Online-Gebühren.)
Ihre wundervolle Seite könnte jetzt ein Haufen Schrott sein.
Oder sie könnte immer noch gut aus- sehen - es hängt
von Ihnen ab. Erstens ist es gewöhnlich eine schlech- te
Idee, Text in Grafiken zu setzen. Ein Wort braucht nur ein paar
Bytes, aber wenn Sie es in ein Bild packen, werden daraus einige
Kilobytes, und der IMG-Befehl zum Einbauen des Bilds braucht auch
noch ein paar Bytes. Wenn Sie sich trotzdem dazu entschließen,
dann benutzen Sie wenigstens das ALT-Attribut für einen Bild-Ersatztext.
Es ist einfach und wahrscheinlich werden sich ein paar Ihrer potentiellen
Kunden darüber freuen.
Wenn Sie das ALT-Attribut nicht benutzen, schaden
Sie nicht nur Lynx-Nutzern, die keine Grafiken sehen können.
Sie schaden sich selbst: die Leute, die Bilder ausgeschaltet haben,
müssen jetzt extra das Bild laden, weil es kein ALT-Attribut
gibt. Die Zeit, die sie zum warten benötigen, könnten
sie sinnvoller mit dem Lesen der Informationen verbringen, die
Ihre Webseite sonst noch bietet. Es ist in Ordnung, wenn das Bild
Teil der Information ist. Aber wenn das Bild nur Ihr Logo oder
einen Text enthält, hätte es dem Kunden viel Zeit gespart.
Zusätzlich zum ALT-Text sollten Sie für
die Nutzer, die das Laden von Bildern deaktiviert haben, auch
noch im BODY-Tag die Farbe für den Hintergrund eintragen,
die ggf. der Farbe des (nun fehlenden) Hintergrundbilds entspricht.
Überschreiben von Seitenfarben
Ja, es gibt tatsächlich Anwender, die ihre
eigenen Farben einstellen, um Ihre Seite zu betrachten. Und, ja,
sie haben gute Gründe dafür: sie könnten einen
Schwarzweiß- Bildschirm haben, oder sie besuchen öfter
Seiten, die blaue Farbe für normalen Text verwenden (das
machen Sie doch nicht, oder?), oder sie könnten Farbenblind
sein und z.B. nicht zwischen grün und rot unterscheiden,
oder sie können keine Hintergrundbilder mehr ertragen, die
es ihnen schwer machen, den Text zu lesen. Er sind immer noch
Ihre Besucher, Ihre Kunden, und Sie sollten ihnen Ihre Webseiten
schmackhaft machen, denn Sie wollen ihre Aufmerksamkeit, ihr Geld
und ihre Rückmeldungen. Das bedeutet:
- Sie sollten nicht <FONT COLOR=...> tags benutzen, weil
es vielleicht unglücklicherweise ihre Hintergrundfarbe
sein könnte oder weil sie diese Farbe auf einem schwarzeißen
Monitor vielleicht nicht vom Hintergrund unterscheiden können
- Wenn Sie Farben im <body>-Tag vorgeben, müssen
Sie alle Farben vorgeben: Hintergrund, Verknüpfung, aktive
Verknüpfung und Textfarbe. Sie müssen auch dann alle
Farben vorgeben, wenn Sie ein Hintergrundbild im <body>-Tag
angeben. Die Hintergrundfarbe sollte in etwa der Farbe Ihres
Hintergrundbildes entsprechen. Dies ist notwendig, falls der
Besucher das automatische Laden von Bildern aufgeschaltet hat.
Ausgeschaltetes Java/JavaScript
Falls Ihre Seite für grundlegende Funktionen
Java oder JavaScript benutzt, sollten Sie wissen, daß viele
Anwender Java und JavaScript aus Sicher- heitsgründen abschalten.
Im Moment sind in den aktuellen Java-Implemen- tationen zwar keine
Sicherheitslöcher bekannt, aber viele Leute benutzen ältere
Browser, da sie den aktuellen Browsern nicht trauen oder einfach
keine Zeit mit Lauftexten oder Animationen verschwenden wollen.
Hinweis: Wenn Sie JavaScript benutzen, sorgen
Sie dafür, daß Ihr Code als Kommentar versteckt ist
und nicht die Zeichen "--" und > enthält, sodass
ältere Browser nicht den Quell-Code anzeigen. Es ist keine
gute Idee, dass Sie Ihre Seite für einen Teil der Besucher
unlesbar machen, nur damit ein anderer Teil einen "tollen"
Lauftext in der Statuszeile Ihres Browsers sehen, den sie dort
aber gar nicht haben wollen. Die meisten JavaScript-Funktio- nen,
die Sie im WWW finden, sind ihre Ladezeit nicht wert.
Cookies nicht akzeptiert
Dies ist nichts, das man sehen kann, sondern
Funktionalität: Es gibt nicht nur Browser, die keine Cookies
verarbeiten können, sondern es gibt auch Benutzer mit cookie-fähigen
Browsern, die diese jedoch abschalten. Es gibt mehrere Möglichkeiten,
das zu tun. Eine Möglichkeit (für Netscape unter UNIX)
ist, die Cookie-Datei mit "/dev/null" zu verbinden.
Anwender können auch ihren Proxy-Server so konfigurieren,
dass er alle Cookies entfernt. Wenn also Ihr Einkaufswagen von
Cookies abhängt, werde ich vielleicht zu Ihrer Konkurrenz
wechseln, die CGI mit der "GET"-Methode benutzt, gültigen
HTML 3.2 Code verwendet und sogar LYNX unterstützt. |
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Was die Leute Ihnen erzählen
werden |
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OK, Sie haben
mir also zugehört und sind auch fast davon überzeugt,
aber die Leute, die diese Seite (oder Ihre Seite) entwickelt haben
werden Ihnen erzählen, daß sie genauso sein muß,
weil: "95% unserer Zugriffe sind
sowieso Netscape-Anwender"
Ach wirklich? Lassen wir uns für einen Moment
annehmen, dass die Server-Statistik genau dies aussagt.
Nun zu diesen "Zugriffen", wieviele
hatten das automatische Laden von Bildern aktiviert? Die Anwender,
die mit ausgeschalteten Grafiken surfen, erzeugen weniger Zugriffe,
weil sie eben auf keine Bilder vom Server zugreifen. Um zu aussagekräftigen
Zahhlen zu kommen, benötigen Sie "Besucher" und
nicht "Zugriffe". Denn Sie verkaufen Ihre Produkte nicht
an Zugriffe sondern an Besucher, nicht wahr?
Wieviele von diesen Besuchern arbeiten mit Netscape
und wieviele mit dem Browser von Microsoft (der sich genau wie
Netscape mit dem Namen "Mozilla" meldet)?
Auch wenn Sie Benutzer zählen und Browser
sorgfältig unterscheiden, können Sie der Statistik nicht
trauen: Wieviele Ihrer Besucher benutzen Proxy-Server? Wenn hundert
Leute mit einem alten AOL-Browser (ohne Tabellendarstellung) Ihre
Seite pro Tag besuchen, werden Sie für alle zusammen nur
einen Zugriff erhalten. Wenn jeder einzelne der 4.000 Studenten
der Universität Münster mit Internet-Zugang Ihre Seite
besuchen, werden Sie auch nur einen Zugriff verzeichnet haben.
Sie haben keine Chance, die Besucherzahl zuverlässig festzustellen,
außer Sie manipulieren die HTTP-Header, um Caching zu verhindern.
Wenn Sie das jedoch machen, brauchen Ihre Seiten viel länger
zum Laden und Sie können sicher sein, daß nicht alle
der 4.000 Studenten Ihre Seite besuchen werden.
Nun, lassen Sie uns damit weitermachen, daß
wir einfach diese Statistik nehmen, die uns sagt daß 95%
unserer Besucher Netscape oder Microsoft benutzen. Deshalb erzählt
man Ihnen, ist es vollkommen in Ordnung, daß die Webseiten
für diese Browser optimiert werden. Lassen Sie uns einen
Moment annehmen, daß Sie deshalb 5% Ihrer potentiellen Kunden
verlieren - bei den vielen Millionen dort draußen, was macht
das schon?
Diese 95% sind keine homogene Gruppe von Anwendern:
etwa 30% von Ihnen schalten das automatische Laden von Bildern
ab (diese Zahl wurde von verschiedenen Leuten aus der News-Gruppe
"comp.infosystems.www.authoring.html" festgestellt).
Sie werden sich fragen, wieso die das machen, wo Sie doch eine
Menge Geld für die Produktion der Bilder aufgewendet haben.
Aber die Leute sind eben verschieden und verstehen nicht, wieso
die anderen 70% nicht auch Ihre Bilder abschalten. Einige Besucher
klicken sogar auf den "STOP"-Knopf des Browsers, um
das Laden der Bilder abzubrechen, weil sie nicht so lange warten
wollen. Wenn Sie also diese 30% nicht verlieren wollen, sollten
Sie Ihre Seiten so gestalten, daß sie mit Netscape Navigator
und MSIE auch ohne Bilder funktionieren. Da Sie dies jetzt wissen,
haben Sie jemals Ihre Seiten mit abgeschalteten Bildern betrachtet?
Oder haben Sie sie nur bei einer Demonstration gesehen, wo die
Seiten von einer schnellen Festplatte geladen werden?
In den folgenden Abschnitten werde ich einmal
einige Extremfälle aufführen, die rein fiktiv sind.
Wenn Sie sagen, das sei nicht realistisch, stimme ich Ihnen zu.
Wenn Sie genauere Zahlen haben, würde ich mich freuen und
meine korrigieren. Ich bin aber sicher, daß die Schlußfolgerungen
immer noch gültig sein werden. Halten Sie sich nicht an den
Zahlen fest, sondern nehmen Sie zur Kenntnis, daß es signifikante
Gruppen von Benutzern mit unterschiedlichen Computer-Systemen
gibt:
Von den 95%, von denen wir ausgehen sollten -
wie Sie vorgeschlagen hatten - haben mindestens 10% nicht die
Bildschirmauflösung von 800x600 oder größer. Weitere
5% haben zwar diese Bildschirmauflösung, ziehen aber Ihr
Fenster normalerweise nicht auf volle Bildschirmgröße
auf. Weitere etwa 30% haben eine höhere Auflösung als
800x600, und eine andere Gruppe haben Ihre Schriftgröße
so eingestellt, daß sie den Text besser lesen können.
Also funktioniert eine Optimierung auf eine bestimmte Bildschirmgröße
einfach nicht. Zum Schluß stehen Sie da mit deutlich unter
50% Ihrer "Netscape-kompatiblen" Besucher wenn Sie Ihre
Seiten für eine Auflösung von 800x600 optimieren. Das
können Sie sich wohl kaum erlauben.
Ihnen wurde erzählt, daß Sie einige
schicke Grafiken und Skripte haben müssen. Wir haben entschieden,
daß 95% aller Besucher Netscape Navigator und MSIE benutzen
und beide unterstützen diese tollen Erweiterungen (Plug-ins)
für Echtzeit-Audio und -Video. Sie haben das von Ihrer lokalen
Festplatte aus getestet und waren sehr beeindruckt. Aber Sie sind
mißtrauisch und möchten gerne wissen, wieviele Besucher
tatsächlich davon profitieren. "Kein Problem, wir machen
einfach eine Verknüpfung zu einer Seiten, wo die Leute sich
die notwendige Software herunterladen können, und jeder kann
es dann nutzen."
Nun, dies alles läuft auf MS Windows, ist
für andere Systemen aber oft nicht verfügbar. Unglücklicherweise
benutzen einige der Besucher Modems mit vielleicht 28.8 kBit/s
oder sogar nur 14.4 kBit/s (keuch!). Und nein, es nützt nichts,
wenn Sie einen Internet-Zugang mit 45 MBit haben - die meisten
Leute empfangen diese Audio- und Video-Daten über eine Modem-Verbindung.
Und natürlich möchten nicht alle diese Leute unbedingt
Ihren Firmen Musik-Clip hören, vielleicht empfinden es etliche
als Belästigung und ignorieren einfach Ihre tollen Angebote.
Ich gehöre auch dazu, weil ich in einem Computer keine Sound-Karte
habe, auf einem anderen keinen Windows-Treiber für die Karte
und die Lautsprecher, die an die SUN-Station angeschlossen sind,
mit der ich normalerweise arbeite, befinden sich in einem ganz
anderen Teil des Gebäudes als mein X-Terminal. Deshalb höre
ich Ihre Firmen-Musik wenn überhaupt nur über den kleinen
PC-Lautsprecher - da singe ich es lieber selbst. Und wenn auch
tatsächlich einige Besucher Ihre Multimedia-Datei herunterladen,
ist das tatsächlich unbedingt notwendige Information? Wenn
ja, dann müßten Sie - falls das Internet nicht existieren
würde - diese den Kunden unbedingt per E-Mail zuschicken,
so wie Sie es auch früher mit Katalogen per Post gemacht
haben.
Von "Ihren" 95% sind etliche müde,
immer diese "Besorgen Sie sich den neuesten Browser"-Meldungen
zu sehen, jedesmal wenn eine neue Version dieser megabytefressenden
Programme veröffentlicht wird. Unglücklicherweise, wenn
Ihre Seite für eine bestimmte Version eines bestimmten Browsers
entwickelt wurde, könnte es Probleme geben, denn die Browser
verändern sich. Ihre Seiten, die so gut aussehen, könnten
an einer neuen Version scheitern. Und Ihr JavaScript könnte
mit der neuen Version eine Fehlermeldung anzeigen.
Glücklicherweise werden die Leute, die Ihnen
diese Seiten erstellt haben, sich darüber freuen, nun alle
Fehler zu beheben. Sie werden sogar Ihre Seite wieder für
den neuen Browser "optimieren", und Sie werden das natürlich
kostenlos für Sie machen. Natürlich haben sie nun soviel
mit dem Erstellen des HTML-Codes zu tun, daß sie gar keine
Zeit haben, die Seite mit anderen Browsern oder Voreinstellungen
als ihrer eigenen zu testen, geschweige sie mit einem Validator
gegen eine DTD zu prüfen. Aber hey, 95% der Leute benutzen
doch sowieso diesen Browser!
Bitte achten Sie darauf, daß wir noch gar
nicht daran gedacht haben, daß vielleicht einige Leute einen
alten Browser verwenden. Ich zum Beispiel benutze Netscape 2.02
(oder Lynx 2.4.2, das veraltet ist - "Bitte laden Sie sich
Lynx 2.6 JETZT herunter!").
Dann müssen wir eine zweite Version entwickeln
und pflegen
Das ist nicht wahr. Es gibt alternative Attribute
(ALT-Tags) für integrierte Bilder. Ich kenne nur zwei Gründe,
warum jemand zwei Versionen entwickeln sollte:
1. Für eine Version ohne Rahmen (Noframe)
für Benutzer, die einen frame-fähigen Browser haben,
aber keine Frames benutzen wollen.
2. Für eine Text-Version, die den gleichen Inhalt wie die
normale Version hat, aber schneller lädt, da sie wenige (oder
keine) Grafiken, und keine JavaScripts und Frames enthält.
Wenn Sie nicht wissen, wie man korrektes, skalierbares
und funktionierendes HTML schreibt, ist es vielleicht Zeit sich
eine tatsächliche HTML-Referenz herunterzuladen. Wenn nicht
für sich selbst, dann aber vielleicht für Ihren Webdesigner. |
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zusammenfassung |
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OK, wenn Sie bis jetzt noch nicht
überzeugt sind: Stellen Sie sich vor, daß ich Ihr Kunde
bin. Ich habe eine halbe Stunde Zeit und habe vor, in dieser halben
Stunde Ihre Webseite zu besuchen. Ich werde Ihnen nicht erzählen,
welchen Browser mit welchen Voreinstellungen ich benutze. Werden
Sie mich in einer höflichen Art willkommen heißen oder
mir mitteilen, dass ich nicht "cool" genug bin um Ihr
Kunde zu werden? Außerdem habe ich nur noch 20 Dollar. Ich
kann sie für Telefon- und Online-Kosten ausgeben oder sie für
Ihre Produkte verwenden. Welche Alternative würde Sie bevorzugen?
Auch wenn Sie auf mich als Kunden verzichten könnten: Wenn
mich Ihre Internet-Präsenz von den Vorteilen Ihres Produkts
überzeugt, könnte ich es anderen Leuten empfehlen - aber
dazu benötige ich Informationen. Ich werde Ihr Produkt nicht
empfehlen, nur weil Ihre Webseite so nett aussieht. Nicht einmal,
wenn Ihr Produkt ein Programm zur Erstellung von Webseiten wäre. |
Schauen Sie die Beispiele, dann
erkennen Sie was wir meinen: |
Beispiele: I
| II
| III
| IV
| V
| VI |
|